Da ich in letzter Zeit immer öfter mit der Frage konfrontiert wurde, ob ich denn eigentlich nur zum Feiern hier wäre, und ich selbst zugeben muss, dass sich dieser Blog bisher hauptsächlich um meine Freizeitaktivitäten gedreht hat, werde ich euch heute ein Mal ganz nüchtern (*räusper*, dieses Wort bezieht sich auf die Art meines Berichtes und nicht auf meinen derzeitigen Zustand, soweit ist es noch nicht gekommen, dass meine Nüchternheit eine Erwähnung Wert ist!! ;)) von meiner Tätigkeit an der Victoria University berichten, die nämlich ebenso erfreulich ist, wie der Rest meines Lebens in Australien, ich liebe meinen Job hier!
Ansonsten gibt es derzeit auch nicht besonders viel zu berichten, da ich mir jedoch vorgenommen hab, euch mit regelmäßigen Updates in Zukunft wieder ein besseres Bild meines Lebens hier zu verschaffen, in der Folge eine kleine Zusammenfassung der vergangenen Woche:
Montag bis Freitag 9-5: fleißiges Recherchieren sowie Experimentieren für mein Projekt an der Uni, welches zunehmend interessanter und umfangreicher wird.
Montag Abend: Austesten des neuen Monday Pubs (im Village wurde entschieden, dass eine Pubnight pro Woche einfach nicht alles sein kann ... :)), leider eher enttäuschend, die Turf Bar wird mit ungünstiger Lage, schlechter Musik und ungemütlichen Räumlichkeiten höchstwahrscheinlich eher kein Fixpunkt meiner Woche werden.
Dienstag Abend: College Fotos im Student Village unter dem Motto Pyjamas ... ich habe keine Ahnung, wozu diese Fotos gut sind und was mit ihnen passiert, aber natürlich habe ich es mir nicht entgehen lassen, den Spaß mitzumachen! :)
Mittwoch Abend: Die perfekte Überraschungsparty für die Holländerin Janet; wir haben sie zu dreißigst in ihrem eigenen Zimmer überrascht (der Zustand ihres Zimmers bewies, dass sie wirklich überaus überrascht war :D) ... Es folgte die obligatorische Pubnight mit Partybussen, die mich diese Woche ernsthaft in Erwägung ziehen ließ, meinen Lebensstil zu ändern, da mir ein australischer Jungspund auf meine Behauptung hin ich wäre "19 ... *räusper* ... *hust* ... d" beinhart erklärte, dass ich älter aussehe ... ICH! Die Zeiten in denen ich zum Bier kaufen meinen Führerschein zeigen musste sind ein für alle Mal vorbei ... ;( Und so plötzlich fühlt man sich geschmeichelt, wenn einen noch ein Türsteher nach dem Ausweis fragt ... ;)
Donnerstag: Leckere Känguru Steaks für Guido, Markus und mich (ja, manchmal kochen wir auch, und zwar ausgezeichnet :)), sowie Chick Flick Movie Night im Village. Chick Flick heißt so viel wie Hühner- Streifen und ist hier die Bezeichnung für Frauenfilme jeglicher Art. Lustigerweise habe ich diesen Abend jedoch nur in Gesellschaft einer einzigen weiteren Frau, dagegen zahlreicher Männern verbracht, die sich bei "Forgetting Sarah Marshall" (nette Komödie, sehr empfehlenswert!) köstlich amüsiert haben.
Freitag: YAY, an diesem Abend war Clubnight angesagt!! Aufgebrezelt von Kopf bis Fuss machten wir in der Innenstadt die Nacht zum Tag. Zweiteres (also das mit den Füssen) erwies sich nach einigen Stunden als schwerwiegender Fehler, in meinen schicken Pumps wurde irgendwann jeder meiner Schritte von Schmerzensschreien begleitet. Mitleid erregenden Schreien wie es scheint, da Markus sich schon bald bereit erklärte, mir seine Schuhe zu leihen und wir die Tanzfläche des Szeneclubs für den Rest der Nacht SO rockten (danke lieber Markus :)):
Im Getümmel recht in Ordnung, da es kaum auffiel, mein Gang auf die Damentoilette dagegen gestaltete sich als eher unangenehm ... Frauen können so grausam sein ... ;)
Meine zerschundenen Füsse waren schließlich auch der Grund dafür, dass Steinar und ich als die übrig Gebliebenen an diesem Tag erst nach sieben Uhr morgens müde in unsere Betten fielen. Unser Ziel war es, noch einen der Nachtbusse nach Hause zu erreichen, bei dem Tempo, das ich auf dem Weg zur Bushaltestelle an den Tag legte, erwies sich dies jedoch als Ding der Unmöglichkeit, weswegen wir stattdessen beschlossen bei Kaffee und Frühstück auf den ersten Zug zu warten. Durchaus kein Fehler, denn beim Warten am Bahnhof lernten wir nette neue Freunde kennen (:D nicht zum ersten Mal ...) und erhielten wertvolle Musiktips (Kings of Leon, good stuff :)).
Die lange Nacht hatte zur Folge, dass ich große Teile des Samstags im Bett verbrachte. Dasselbe hatte ich eigentlich auch für die Nacht geplant, aber zu fortgeschrittener Stunde war es dann doch nicht besonders schwer mich zu überreden, stattdessen der Turf Bar noch eine Chance zu geben (der zweite Eindruck war nicht besser ...).
Am Sonntag stand schließlich wieder ein Mal Sport am Programm, bei angenehmen Frühlingstemperaturen brachten Markus und ich es auf eineinhalb Stunden Laufen, YAY, Marathon wir kommen!! :)
Und jetzt endlich zum eigentlichen Thema des Eintrags: Wie ich ja am Rande durchaus schon erwähnt habe, absolviere ich hier in Melbourne voller Begeisterung eine Art Praktikum im Ausmaß von 40 Wochenstunden; im Gegensatz zu meinen lieben Freunden hier habe ich also keine Zeit mir nach exzessiven Partynächten entsprechende Erholung zu gönnen.
Wie schon für meine Diplomarbeit arbeite ich auch hier an Muskeln, jedoch mit völlig anderen Methoden und an einer anderen Fragestellung. Mein Thema ist die Plastizität von Muskulatur (wie verändert sich ein Muskel durch Training, Krankheit etc.). In diesem Zusammenhang schaue ich mir einen bestimmten kleinen Teilbereich des Muskels, nämlich das Protein Calsequestrin an, welches für Calciumbindung in den Muskelzellen zuständig ist. Dieses Protein kommt in verschiedenen Varianten (Isoformen) vor, und meine Aufgabe besteht vorerst darin, eine Methode zu entwickeln, diese effizient nachzuweisen.
Dazu muss ich Muskelproben zuerst homogenisieren und dann die Proteine denaturieren (was im Prinzip einfach bedeutet dass ich Muskeln zu Matsch verarbeite und in einer Lösung aufkoche), um alle Bestandteile einer weiteren Untersuchung zugänglich zu machen. Zum Nachweis teste ich im Moment zwei Methoden, und zwar SDS PAGE (eine Analysemethode, bei der alle Bestandteile des Muskels entsprechend ihrer Größe in einem elektrischen Feld aufgetrennt werden) und Western Blotting (Übertragung der zuvor aufgetrennten Proteine auf eine Membran, auf der man sie anschließend über verschiedene Reaktionen untersuchen kann).
Mein Alltag sieht im Wesentlichen so aus: Ich schaue mir an, was in der Literatur zu diesem Thema schon vorhanden ist und versuche damit theoretisch Methoden auf die Beine zu stellen. Diese teste ich dann in Experimenten und versuche aufgrund der Ergebnisse Verbesserungen vorzunehmen.
All das ist hier in Melbourne das reinste Vergnügen, weil ich in einem geräumigen, hellen, sowie bestens ausgestatteten und organisierten Labor mit tollen Menschen zusammen arbeite, die ein offenes Ohr für all meine Anliegen haben. Unter diesen Voraussetzungen hat sich in den letzten Wochen aus einem kleinen Projekt schon viel mehr entwickelt, als anfangs geplant war, weswegen ich, obwohl ich mit meinem Praktikum viel mehr eingespannt bin als meine sämtlichen studierenden Freunde hier (3-4 Lehrveranstaltungen ...) wirklich IMMER gerne auf die Uni gehe und endlich das Gefühl habe, dass sich 5 Jahre Studium gelohnt haben!! :) :) :)